Professor Dr. Sucharit Bhakdi, Sie sind Mediziner, Infektiologe und Experte für Mikrobiologie

Sie gehören zu den am häufigsten zitierten Medizinforschern in Deutschland

Heute sprechen wir über das Coronavirus. Das Virus versetzt die Welt in Alarm und die Folgen werden immer dramatischer.

In Deutschland ist der Ausnahmezustand - was sind überhaupt Coronaviren?

Die Viren kommen weltweit bei Tieren und Menschen vor und bilden eine Großfamilie. Die unter uns ist.

Normalerweise spielen sie medizinisch keine Rolle, weil sie nur leichte grippale Infekte oder fieberhafte Schnupfen verursachen.

Allenfalls ältere Menschen mit Vorerkrankungen sind gefährdet.

Jetzt kommt ein neuer Vertreter auf die Bühne und versetzt die Welt in Angst und Bange.

COVID-19 wurde in China entdeckt und breitete sich dort sehr schnell aus, war aber begleitet von vielen Todesfällen.

Mehr als man erwarten würde.

Dann kamen die Alarmmeldungen aus Norditalien, dass sich dort Ähnliches abspielte.

Allerdings wurden in anderen Ausbreitungsgebieten des Virus die scheinbaren Todesraten von 4-6 Prozent nicht erreicht.

So zum Beispiel in Südkorea eine Todesrate von 1 Prozent und England von 0.3 Prozent.

Wieso "scheinbare" Todesrate?

Scheinbar weil, wenn ein Virus nicht allein, sondern nur im Verbund mit anderen Krankheiten tötet

darf man dem Virus nicht allein die Schuld in die Schuhe schieben.

Dass dies bei COVID-19 passiert, ist nicht nur falsch, sondern gefährlich irreführend.

Dadurch vergisst man, dass viele andere, lokale Faktoren, eine entscheidende Rolle spielen.

Zum Beispiel: Was haben Norditalien und China gemeinsam?

Die horrende Luftverschmutzung. Die die höchste auf der Welt ist.

Italien ist also eigentlich das China Europas.

Die Lungen der Menschen in diesen Gebieten sind ganz anders vorbelastet und erkrankt als unsere Lungen.

Wie sieht es nun in Deutschland aus? Auch hier hat sich das Virus sehr rasch verbeitet.

Ja. Es sieht so aus, als ob die Verbreitung jetzt im Gange ist.

Merkwürdigerweise gibt uns dies Daten in die Hand, womit wir jetzt besser entscheiden können, was zu tun ist.

Und das haben die Experten und Politiker auch getan und rufen deswegen die höchste Alarmstufe aus.

Ja - und das ist die große Tragik der Geschichte. Denn das was beschlossen wurde ist streng genommen sinnlos.

Ganz wichtige Fragen sind nämlich jetzt schon beantwortet.

Die erste lautet: Tötet dieses Virus "nur" ältere Menschen mit Vorerkrankungen? So wie die anderen, "normalen" Coronaviren?

Oder auch junge Menschen? Und die Antwort ist völlig klar.

Wir haben 10000 Infektionen. 99 Prozent der Menschen haben keine oder nur leichte Symptome.

Hieraus ist bereits abzuleiten, dass es falsch ist und nicht erlaubt sein dürfte, von 10000 Erkrankten zu sprechen. Sie sind nicht krank.

Infektion ist also nicht gleichzusetzen mit Erkrankung. Denn erkrankt sind lediglich etwa 50-60 dieser Menschen.

Und 30 bis zum Tag gestorben. In 30 Tagen.

Wir haben also eine Todesrate von ungefähr einem COVID-19-positiven Fall pro Tag bis jetzt.

Das Horrorszenario ist, dass diese Zahl sich vielleicht verhundertfachen könnte.

Dann hätten wir 1 Million Fälle und 30000 Tote in den nächsten 60 Tagen, also insgesamt ca. 100 Tagen.

Das ergibt 30 Tote pro Tag. Dieses Horrorszenario versucht man jetzt abzuwenden.

Und die jetzigen Maßnahmen zielen darauf hin, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und zu verhindern, dass demnächst täglich neue Todesfälle gemeldet werdenn.

Ja. Wobei, die Decke etwa bei 30 Toten pro Tag liegt laut all dem was wir wissen.

Jetzt hört sich das vielleicht sehr viel an 30 Tote pro Tag.

Man muss aber bedenken, dass hier in Deuschland jeden Tag 2200 über 65 Jahren sterben.

Man muss bedenken, dass diese Menschen mit aller Wahrscheinlichkeit mindestens zu 1 Prozent normale Coronaviren tragen.

Das wären 22 pro Tag, die ganz normale Coronaviren - die Geschwister von COVID-19 - tragen.

Und diese sterben uns jeden Tag. Der einzige Unterschied ist, dass man hier nicht von Corona-Toten spricht,

Weil man weiß, dass das Virus an diesem Geschehen eigentlich eine sehr untergeordnete Rolle spielt.

Jetzt wollen wir das Szenario verhindern, dass die 30 diese 21 ersetzen.

Das ist das, was jetzt passiert. Wir haben Angst, dass bei einer Million Infektionen mit dem neuen Virus

30 Tote pro Tag zu beklagen sein werden und realisieren nicht, dass die ganze Zeit bereits mindestens 20, bis zu 100 Patienten die mit den gleichen Vorerkrankungen sterben

mit der gleichen Vorbelastung, Coronavirus-positiv sind.

Dafür werden jetzt horrende Maßnahmen ergriffen.

Was halten Sie denn von den Maßnahmen?

Ich finde Sie grotesk, überbordend und direkt gefährlich.

Gefährlich aus folgendem Grund: Jeder ältere Mensch hat das Recht, sich danach zu bemühen nicht zu den 2200 zu gehören, die uns jeden Tag verlassen.

Hierfür hat er seine Hobbys, betreibt Sport, pflegt seine sozialen Kontakte, besucht Veranstaltungen, und so weiter.

Das fällt jetzt alles weg. Sie können davon ausgehen, dass diese Maßnahmen insgesamt

die Lebenserwartung dieser 2200 Menschen verkürzen wird.

Dann haben wir natürlich die wirtschaftlichen Auswirkungen, die so horrend sind und für viele existenzgefährdend.

Und letztlich haben wir direkte medizinische Folgen: Schon jetzt haben wir Engpässe bei der Versorgung.

Es können Operationen nicht durchgeführt und kranke Menschen nicht optimal versorgt werden

Personal wird abgezogen oder fehlt in den Krankenhäusern weil die Mütter auf ihre Kinder aufpassen müssen.

Das sind alles Dinge, die natürlich noch schlimme Folgen haben werden.

Ich kann nur sagen: Diese Maßnahmen sind selbstzerstörerisch.

Und wenn die Gesellschaft diese akzeptiert und durchführt, gleicht dies einem kollektiven Selbstmord.